Unsere Geschichte

Es war einmal… eine Brauerei

Der Frannz hat schon viel erlebt! Gebaut wurde er als Restaurationsgebäude der Schultheiss-Brauerei – der einst größten Brauerei der Welt. Von den Berlinern wurde er im 19. Jahrhundert als Ausflugsort weit am Rand der Stadt geliebt, 100 Jahre später als der legendäre Ost-Berliner Franz-Klub wild und subversiv befeiert. Und jetzt sind wir hier!

Idyllisch am Stadtrand

Es war ein junger, experimentierfreudiger Apotheker am Anfang der Geschichte, der das topmoderne untergärige Bier brauen wollte – heute kennt jeder das damalige Trendgetränk zum Beispiel als Pils. Hier, hinter der Stadtgrenze, kaufte August Prell 1842 einem Brauer seine Lagerkeller für seine Brauerei ab und betrieb einen kleinen Ausschank.

Die Berliner, die Mitte des 19. Jahrhunderts mit der Pferdekutsche hierher einen Ausflug ins Grüne machten, fuhren an Kartoffel- und Getreidefeldern vorbei immer recht steil bergan auf den Prenzlauer Berg. Auf einer großen Anhöhe gelegen hieß das Gebiet mit seinen vielen Windmühlen zwischen Schönhauser und Prenzlauer Tor auch Windmühlenberg. Bis zu 30 Windmühlen standen hier. Die Ausflügler hatten einen tollen Blick auf das damalige Berlin und für das neue Bier war der Standort perfekt. Es gab gutes Wasser und durch die in der Eiszeit entstandene Anhöhe tiefe, kühle Keller. Brauereien und die meist angeschlossene Gastronomie um den Prenzlauer Berg florierten und wurden zu einem Naherholungsort für die Berliner.

Ganz in der Nähe etwa, in der heutigen Saarbrückerstraße, gab es seit 1835 die berühmte „Würsts Bürger-Tabagie“, das Lokal von Theodor Würst, überall „Wurscht“ genannt, das bis zu 6000 Gäste fasste. Auch die Brauerein von Bötzow, Pfeffer und Königsstadt entstanden in dieser Zeit auf dem Windmühlenberg.

Schultheiss wächst

Der Unternehmer Jobst Schultheiss mit dem weltweit bekannten Namen kaufte 1853 die Brauerei und vergrößerte das Gebiet auf das, was wir heute kennen. Er war zwar sehr erfolgreich, doch nicht er machte seinen Namen berühmt, denn seine Gesundheit ließ ihn im Stich – nach 11 Jahren übernahm der nur neunzehnjährige Tuchhändler Richard Roesicke die Brauereiführung. In weniger als 50 Jahren wurde aus dieser Brauerei ein Riesenunternehmen an der Weltspitze. Wie man noch heute an den Gebäuden lesen kann, versuchte Roesicke alles, vom Böttcher bis zum Pichler, vor Ort einzurichten. Absolut seiner Zeit vorraus war er in den sozialen Standards, die er für seine Arbeiter setzte. Sie genossen Sonntagsruhe, Unfallschutz und Krankenunterstützung. Er ließ Wohnungen für die Arbeiter ausbauen, errichtete Schulen und Kindergärten für die Brauerei-Kinder.

Nach dem enormen Wachstum von einem handwerklichen Betrieb in ein großes industrielles Unternehmen änderte sich Vieles. Nach dem Kauf einer Kältemaschine konnten die tiefen Eiskeller in Lagerkeller umfunktioniert werden. Die Brauereigebäude, wie wir sie heute kennen, stehen seit 1892. Entworfen wurden sie von Franz Schwechten, auch Architekt vom Anhalter Bahnhof und der Gedächtniskirche. Wo heute der Frannz ist, war von Anfang an der Ausschank der alten Brauerei mit einem großen grünen Biergarten unter schönen Linden. Der Turm in der Schönhauser wurde von den Berlinern bald „Bierkirche“ genannt.

Die Blüte

Um die Jahrhundertwende war die Schönhauser Allee ein kultureller Magnet – schräg gegenüber vom Frannz wurde Filmgeschichte geschrieben: Die Skladanowsky-Brüder machten 1892 mit dem Bioskop auf den Dächern der Schönhauser Allee 146/ Ecke Kastanienallee die ersten bewegten Bilder! Zwei Häuser weiter, wo jetzt der Puhlmannhof entsteht, war früher ein Gartenlokal und Varietétheater – Puhlmann’s Vaudeville-Theater war später auch als Filmtheater in aller Munde. Ernst Lubitsch, der Schauspieler und Regisseur von Weltrang wohnte gegenüber in Sichtweite des Frannz.

In den 20er Jahren war der Prenzlauer Berg, auf dem nun keine einzige Windmühle mehr stand, von einer Feld- und Wiesenidylle am Rande der Residenzstadt zum dichtbesiedelsten Gebiet Berlins geworden. Die Bevölkerung Berlins hatte sich in 50 Jahren verfünffacht.

Das Ende der Brauerei

In den 20er Jahren fusionierte Schultheiss mit der Patzenhofer-Brauerei wurde zum weltweiten Lagerbier-Marktführer. Der jüdische Generaldirektor Walter Sobernheim, der für diesen Erfolg mit verantwortlich war, verließ Deutschland 1933 nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten. Der Betrieb wurde zu einem „nationalsozialistischen Musterbetrieb“ und ab 1941 mussten in den Tiefkellern Zwangsarbeiter für die Rüstungsproduktion von Telefunken arbeiten.

In der Schlacht um Berlin verschanzten sich NSDAP-Funktionäre, SS- und Wehrmachtsangehörige noch nach der Kapitulation im Gelände. Die Bevölkerung plünderte nach Kriegsende die Lebensmittellager.

Die Gebäude selbst überstanden den Krieg relativ unbeschadet und der Brauereibetrieb wurde 1945 zwar wieder aufgnommen, der Verschleiss der Maschinen und deren Wartung war aber zu teuer. Bier gebraut wurde in der Brauerei zum letzten Mal 1967. In der DDR wurden Teile der Brauerei als Möbellager und -kaufhaus und Sportkasino genutzt.

Jugendklub Erich Franz

Das Restaurationsgebäude wurde 1962 zum Kreiskulturhaus „Erich Franz“, Benannt nach dem bekannten gleichnamigen DEFA-Schauspieler. Erich Franz wurde erst mit Mitte 40 von keinem geringeren als Berthold Brecht als Schauspieltalent entdeckt und stand auch neben seiner Filmkarriere von da an immer auf seiner Bühne, dem Berliner Ensemble. Mit dem Kreiskulturhaus wurde er posthum geehrt.

1970 dann wurde daraus der Jugendklub „Franz“ und gestaltete Kunst und vor allem Kultur auf seine eigene Weise. Tanz- und Konzertveranstaltungen sind legendär. Jeden Abend spielten mehr oder auch weniger bekannte Bands, und der Club wurde mit der Zeit zu einer festen Größe im Nischendasein ostberliner Musikkultur. Subversive Jugendszene traf sich hier zum Feiern und übte subtile und weniger subtile Regimekritik und wurde zu einem Symbol für ein Lebensgefühl der DDR-Jugend. Nach der Wende geriet der Franz-Klub ins Straucheln wie viele Kunst- und Kultureinrichtungen der DDR. 1997 musste er aus finanziellen Gründen schließen.

Heute

Heute ist der Frannz-Club ein Teil Berliner Gegenwart an einem historischen Ort. Einer, an dem man sich für ein entspanntes Gespräch trifft, einen guten Drink oder ein leckeres Essen. Wo am Wochenende furios gefeiert und getanzt wird und der sich mit angesagten Konzerten in der Berliner Kulturszene einen Namen gemacht hat.

Zum Frannz gehört der Ausschank mit köstlicher Berliner-Crossover Küche, der Club für Konzerte und Partys, die sich hören lassen können, der Salon für Tanzkurse, Lesungen, Restaurant und was Ihr noch so draus macht, die Lounge zum Tanzen, Rauchen und Fröhlichsein. Und natürlich der Biergarten für die hoffentlich zahlreichen lauen Sommernächte.

Der Frannz ist ein Treffpunkt zum Reden und Geniessen, zum Musikhören und Tanzen – für eine tolle Zeit zusammen.