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Zwei Legenden gemeinsam auf Tour. Zwei der so genannten „anderen bands“, geboren Ausgangs der Achtziger im brodelnden Ground Zero eines agonierenden Systems.
FDIO kamen aus Dresden und dessem avantgardistischen Umfeld. Sie galten als gefährlich und provokant, ihre Konzerte waren eher inszenierte Performances, sie mischten Theaterbühnen und Vernissagen auf.
Die Art aus Leipzig waren Postpunks und als solche dem Dunkel ebenso verpflichtet wie der Rebellion. Sie waren bestens vernetzt in der aufmüpfigen Messestadt, wo sich in Kellern und Hinterhäusern allmählich zusammenbraute, was dann im Oktober 1989 auf der Straße explodierte. Schon ein Jahr vorher hatten die Tanzböden an der Pleiße beim Art-Hit „Wide Wide World“ gebebt, jener Punk-Rock-Sehnsuchtshymne, die alle kannten, weil sie 1000e Male auf Tape vervielfältigt worden war.
Beide Bands schrieben einen nicht unerheblichen Teil des Soundtracks zu einem dramatischen, aber wenig heroischen Untergang. Sie hatten deutlich verschiedene Ansätze, doch beide waren gleichermaßen zwingend: anarchische Düsternis kann aufregend vielfarbig schillern.
Im Wendejahr durften Die Art endlich eine LP veröffentlichen, mit „(I Love You) Marian“ hatten sie einen richtigen Hit und schickten sich an, den Westen zu erobern. Sie kamen sogar ziemlich weit, doch es gelang am Ende gottlob nicht. Stattdessen erfreut sich eine treue Gemeinde an einem guten Dutzend gültiger Alben.
Die FREUNDE DER ITALIENISCHEN OPER waren von Anfang an in jeder Note das Gegenteil von mehrheitstauglich, obwohl ihrem kultbehafteten Debüt „Um Thron und Liebe“ von Kennern ein gehöriger Schräg-Pop-Appeal bescheinigt wurde.
In all den Jahren danach verloren Die Art-Mastermind Makarios und Chef-Opernfreund Ray van Zeschau einander nicht aus den Augen. Unvergessen das gemeinsame Konzert im Dresdner Gare de la lune im Jahr 2004
Nun eine zweite gemeinsame Tour, weil die erste, im Jahre 2023 allen so gut gefiel. Die Art spielt wieder in stabiler Besetzung. An Sänger Makarios‘ Seite ist Gitarrist Thomas „Gumpi“ Gumprecht nahezu von Beginn an dabei. Außerdem Conrad „Conne“ Hoffmann am Bass und der den Altersdurchschnitt mächtig drückende Jungtrommler Apollo Muffler, welcher mit frischem Wind auch eine neue Klangfarbe in die jüngeren Songs der Band brachte, nachzuhören auf dem inzwischen erschienenen Album Fading
Bei den Freunden stehen neben Sänger Ray van Zeschau zwei bekannte Akteure aus Leipzig auf der Bühne: Basser Rajko Gohlke war früher bei TAM (Think About Mutation) und ist heute vor allem als festes Mitglied von Knorkator bekannt. Joey A. Vaising Gitarrist und ebenfalls Ex-TAM, und THE TISHVAISINGS (die es immerhin zu John Peel geschafft haben). Heute ist er u.a. mit The Sonic Boom Foundation aktiv. An der zweiten Gitarre agiert Tex Morton (Sunny Domestozs) am Schlagzeug Boris Israel Fernandez (Los Twang Marvels).
Das neue Motto der zweiten gemeinsamen Tour steht noch nicht fest, sicher ist aber, dass es wieder eine fette gemeinsame EP geben wird.
Seit ihren Anfängen sind inzwischen weit mehr als 3 Jahrzehnte vergangen. Doch die Wucht der Anarchie und Melancholie, die von diesen beiden Kapellen ausgeht, ist bis heute ungebrochen.